Tennis wieder im Freien
von Henrik Zein
(Volontär bei der Oldenburgischen
Volkszeitung - abgedruckt in der OV vom 09.05.2009)
Am vergangenen Sonntag war es endlich soweit. Das erste Punktspiel
meiner Mannschaft in der Tennis-Freiluftsaison stand für mich auf
dem Plan. Endlich raus aus der stickigen Halle, in der man sich in
den
Wintermonaten tummelte und rauf auf den roten Ascheplatz.
Und bei meinem Einzel bot sich auch gleich das volle
Wetter-Programm: Sonne, Wind, später Regen - wunderbar
abwechslungsreich. So wie das bei Freiluftsportarten sein muss. A
propos Niederschlag. Während sich bei einsetzendem Nieselregen die
Spieler von den Nachbarplätzen in das kuschelige Clubhaus begaben,
hielten mein Gegner und ich tapfer durch und ließen uns von den
wenigen Tropfen nicht beirren. Und wir erhielten Lob von einem
Zuschauer. "Ihr seid zum Glück nicht so weich wie die anderen
Spieler und haltet durch", schallte es uns entgegen. Da kam mal
wieder das Vorurteil durch, dass sich Tennisspieler bei jedem
kleinen Regenguss und leisen Geräusch in ihrer Konzentration gestört
fühlen. Manchmal vielleicht nicht ganz zu unrecht...
Nach wenigen Minuten und nachlassendem Niederschlag kamen die
anderen RacketSchwinger auf ihre Plätze zurück. Und am Ende
sprangen auch noch Siege im Einzel, Doppel sowie mit der Mannschaft
heraus - und das, obwohl ich nicht wirklich im Training hin. Das
zeigte mir auch das, was sich in den vergangenen Jahren schon
angebahnt hat: Das Niveau im Tennis-Sport hat ziemlich nachgelassen.
Mit dieser Leistung hätte ich vor einigen Jahren in der
Verbandsklasse wohl keinen Stich gesehen. Aber die Boom-Zeiten von
Boris Becker und Steffi Graf sind vorbei. Der "Weiße Sport" ist bei
Kindern nicht mehr wirklich in" und Nachwuchs kommt nur sehr wenig
nach.
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Ein
etwas anderer Standpunkt zum Tennis im Freien…
von Michael Bahlmann
(Kreispressewart NTV Kreis Vechta - teilweise
abgedruckt in der OV vom 21.05.2009)
… das Henrik Zein sein 6:0 und 6:0 Einzel bei leichtem Nieselregen
schnell zu Ende gespielt hat ist löblich. Nichts desto trotz hat es
bei Spielabbrüchen im Nieselregen nichts mit dem "Weich-Ei-Syndrom"
von einzelnen Tennis-Spielern zu tun, sondern mit praktischen
Erwägungen. Die rote Asche wird bei zunehmender Nässe sehr rutschig
und schlammig. Da Tennisspieler auf Asche nicht mit Spikes spielen
dürfen, kann ein Weiterspielen zu Verletzungen führen und zudem noch
den Platz für nachfolgende Spiele unbespielbar machen. Auch saugen
sich die gelben Filzbälle sehr mit Wasser voll. Der Ball springt
dann kaum noch hoch. Also alles nicht vergleichbar mit anderen
Sportarten.
In wie weit die Leistungsdichte bzw. das "Niveau" in der Region des
Heimatvereins von Henrik Zein nachgelassen hat mag von hier aus
nicht beurteilt werden. Ob es in unserer Region nachgelassen hat
aber sehr wohl. Als langjähriger Vereins- und Kreispressewart und
selbst Spieler einer Herrenmannschaft denke ich, dass es im
Wesentlichen auf die zugeordnete Staffel ankommt in der die
Mannschaft spielt. Im Bereich nördliches Niedersachsen gibt es eine
Vielzahl starker Verbandsklassen im Herren und Damenbereich.
Sicherlich ist der ständig angeführte Boris Becker und Steffi Graf
Boom vorbei. Doch der Mitgliederschwund gilt für fast alle
Sportarten. Im Ergebnis kommt es darauf an, wie ein Verein damit
umgeht. Ob das einzelne Vereinsmitglied und der Vorstand an einem
Strang ziehen und sich aktiv um die Mitgliederwerbung bemühen. Neue
Mitglieder fallen nicht vom Himmel. Veraltete Strukturen müssen
aufgebrochen werden. Ich bin der Meinung, dass nach wie vor Kinder
für den Tennissport begeistert werden können. Dies zeigen
beispielhaft die Neuaufnahmen des TV Visbek und des TV Lohne aus den
vergangenen Schnupperkursen im März und April. Allein diese beiden
Vereine konnten fast 40 Kinder neu in ihren Trainingsbetrieb
integrieren. Somit haben allein diese beiden Vereine nahezu 400
Kinder und Jugendliche im Training. Viele andere Vereine des
Tenniskreises Vechta stehen diesen Umfängen nur wenig nach. Diese
intensive Jugendarbeit im NTV Kreisverband Vechta macht sich denn
auch überregional bezahlt. Tolle Erfolge konnten Jüngste und
Jugendliche unseres Kreises in ganz Deutschland erzielen. In so weit
zeigt sich, dass der weiße Sport bei Kindern doch noch "in" ist,
wenn man sich kümmert.
Grundsätzlich stellt sich im Sport jedoch die Frage: wie hoch hängt
man die Messlatte? und was ist die Gesellschaft bereit dafür zu tun?
Ist ein Halbfinaleinzug von Daniel Brands beim ATP Turnier in
München nicht auch toll?" Heut zu Tage ist es um Längen schwerer
Profi in einer Individualsportart zu werden. Allein die Kosten und
der Zeitaufwand, den Verein, Eltern und Betreuer ohne Garantie auf
Erfolg beizusteuern haben, damit ein junger Sproß über alle Hürden
hinaus bis zur Entscheidung Profi Ja oder Nein hin geführt werden
kann, sind immens. Vereine können aufgrund ihrer eigenen hohen
Belastungen in der Regel ebenfalls nur geringfügig unterstützen.
Viele mittlere Vereine sind an solchen Versuchen bereits finanziell
gescheitert. Sponsoren sind rar und treten, wenn überhaupt meistens
erst in der Profiphase auf den Plan. Ob es dann als junger Profi
klappt und zu recht auf eine andere berufliche Chance verzichtet
worden ist, bleibt auch im Anschluss noch abzuwarten. Dieses Risiko
stellt sich im heutigen beruflichen Umfeld bei allen
Individualsportarten. Wie gesagt, die gesellschaftliche Förderung
und vor Allem Finanzierung von Individualsportarten ist schwierig
geworden. Deutsche Profis mit super Ergebnissen werden nur noch am
Rande wahrgenommen, Sponsoren für Vereine, Talente oder "Halbprofis"
sind i.d.R. weit weg. Viele Vereine werden unter der Kostenlast
erdrückt, müssen Beiträge anheben und verlieren auch deshalb
Mitglieder. Vereine mit eigenen, aus Mitgliedsmitteln teuer
finanzierten Hallen sind neuerdings Umsatzsteuerpflichtig auf die
Gebühren, die Mitglieder für die Nutzung ihrer eigenen Halle zur
Trägerschaft entrichten usw. Das Problem ist vielfältig geworden.
Zugpferde wie große Weltmeisterschaften z.B. beim Fußball, sind bei
den Individualsportarten leider nicht in Sicht, zu Mindest nicht auf
deutschem Boden. Zudem hat sich natürlich auch die Qualität des
Sports deutlich verändert. Die körperlichen, koordinativen und
technischen Anforderungen an den einzelnen Sportler sind erheblich
gestiegen. Hier können Leistungszentren wie der NTV Stützpunkt in
Hannover, der z.B. Tennis und Schule vereint, ein Weg sein. Den
Vereinen hilft dies jedoch nur wenig. Um einen aktiven Verein den
notwendigen Nährboden zu schaffen neue Mitglieder, insbesondere
Familien werben zu können, kommt es auch auf eine positive und nicht
verallgemeinernde Resonanz, auch in der Presse, an. Sportarten
können nämlich auch "tot geschrieben" werden.
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Thema des Tages vom
ARAG World Team Cup in Düsseldorf
von Angela Bern
(Sport-Informations-Dienst)
Prioritäten
Düsseldorf (SID) Die deutsche Tennis-Nationalmannschaft hat beim
ARAG World Team Cup das Finale erreicht. Routine, Erfahrung und die
jugendliche Unbekümmertheit eines gebürtigen Russen weckten für
einen wunderbaren kurzen Moment Erinnerungen an eine goldene Zeit,
als Erfolge wie dieser an der Tagesordnung waren.
Auch im einst so stolzen Deutschen Tennis Bund (DTB), dem im
Überlebenskampf das Wasser deutlich weiter als nur bis zum Hals
steht, mag man angesichts jubelnder Spieler und begeisterter
Zuschauer auf gut gefüllten Tribünen an bessere Tage gedacht haben.
Als die Tagesschau weichen musste, als nächtelang durch gesendet
wurde, als das omnipräsente Fernsehen Millionen in die heute gähnend
leeren Verbandskassen spülte.
Anno 2009 setzt das Fernsehen andere Prioritäten. Verständlich,
schließlich lässt sich mit deutschen Tennissiegen schon lange nicht
mehr verlässlich planen. Der gastgebende WDR zeigt am Finaltag zwar
bewegte Bilder aus dem Rochusclub, doch mittendrin bedient er den
Marktführer Fußball. Fortuna Düsseldorf - auch ein großer Name mit
ruhmreicher Vergangenheit, der um eine bessere Zukunft kämpft und am
Samstag in die zweite Bundesliga
aufsteigen will. Der WDR zeigt das entscheidende Spiel live und in
voller Länge.
Dass genau in dieser Zeit deutsche Tennisspieler in einem Finale um
einen WM-Titel kämpfen, konnte nun wirklich niemand ahnen. Deshalb
ist Kritik unangebracht, das Fernsehen folgt den Bedürfnissen des
Marktes. In diesem Markt müssen sich die Sportart Tennis und ihre
Protagonisten erst wieder etablieren. |
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wie angeblich
angesagt muss eine Sportart sein, dass Sportler es Wert sind
angemessen wahrgenommen zu werden?
von Michael Bahlmann
(Kreispressewart NTV Kreis Vechta)
soviel zu Prioritäten
der Medienindustrie Sind Halbfinaleinzüge
deutscher Tennissportler bei internationalen ATP-Turnieren nicht
tolle Leistungen? Ist der aktuelle Sieg von Anna-Lena Grönefeld über
die Ex-Nr. 1 der Welt Mauresmo in Frankreich nicht auch super?
Das öffentlich rechtliche Anstalten ihre Prioritäten anders setzen
als einen Finaleinzug bei einer Mannschaftsweltmeisterschaft zu
übertragen ist befremdlich. 2 Bundesliga Fußball statt Kiefer und
Co. gegen Serbien. Etwas seltsam, dass hier keine ausreichende
Flexibilität an den Tag gelegt werden kann. Kritik ist unangebracht?
Das sehe ich anders. Tennis ist und war nie planbar. Mittwochs,
Samstags, Sonntagsspiele wie in der Bundesliga sind nicht drin. Da
hat sich nichts geändert. Geändert hat sich nur, wie mit jungen,
nicht so präsenten Top 100 Athleten anstelle von Graf und Becker
umgegangen wird. Wenn Medien mit dem DTB oder seiner Führung nichts
anfangen können, Missmanagement und gestörte Kommunikation
kritisiert wird ist das die eine Seite. Einen der größten
Sportverbände Deutschlands, der insbesondere mit seinen
angeschlossenen kleinen Vereinen viel für das politisch propagierte
Konzept "Holt die Kinder von den Straßen" tut, medienwirksam
verhungern zu lassen ist die andere Wahrnehmung. Wo haben Medien,
insbesondere das Fernsehen, jemals Jugendturniere etc. gefördert
bzw. übertragen? Wo wurde die deutsche Tennisbundesliga gezeigt?
Einen Finaleinzug eines deutschen Jugendlichen bei den Australien-Open hat es medienwirksam nicht gegeben. Wäre es nicht
interessant gewesen dieses Finale im letzten Jahr zu übertragen?
Nun, Tennis ist und bleibt eine unplanbare Individualsportart.
Zudem
können Talente nicht gezüchtet werden. Angemessene Rahmenbedingungen
müssen geschaffen werden. Hier müssen alle an einen Tisch. Der DTB,
die Politik und die Medienindustrie, insbesondere die öffentlich
rechtliche, deren primäre Aufgabe es ist alle sportlichen Bereiche,
nicht nur die gerade angesagten, angemessen (ich denke eine
vollständige Übertragung eines WM-Finals wäre angemessen gewesen) zu
bedienen. Tennis muss aus den Negativschlagzeilen heraus. Viele
unbekannte Sportler, Vereine und Kreise jedenfalls übernehmen
derzeit ehrenamtlich viel des notwenigen positiven Engagements. Hier
halten sich in der Tat andere gesellschaftliche Gruppierungen zunehmends zurück. Wie bei vielen
anderen Individualsportarten übrigends auch |