26. Mai 2009

medienwirksame Wahrnehmung und Anerkennung des heutigen deutschen "Tennis"

.....nachfolgend sind einige private und öffentliche Meinungen und Kommentare zum deutschen Tennissport dargestellt. Zur Teilnahme an der Diskussion wird herzlich eingeladen. Meinungen können unter michael.bahlmann@ntv-kreis-vechta.de abgegeben werden. (interessante / zustimmende oder kontroverse Beiträge werden ggf. hier oder auf der Homepage www.ntv-kreis-vechta.de veröffentlicht. Kürzungen oder Nichtveröffentlichungen von Beiträgen behalten sich die Anbieter vor).

Tennis wieder im Freien

von Henrik Zein

(Volontär bei der Oldenburgischen Volkszeitung - abgedruckt in der OV vom 09.05.2009)


Am vergangenen Sonntag war es endlich soweit. Das erste Punktspiel meiner Mannschaft in der Tennis-Freiluftsaison stand für mich auf dem Plan. Endlich raus aus der stickigen Halle, in der man sich in den
Wintermonaten tummelte und rauf auf den roten Ascheplatz.
Und bei meinem Einzel bot sich auch gleich das volle Wetter-Programm: Sonne, Wind, später Regen - wunderbar abwechslungsreich. So wie das bei Freiluftsportarten sein muss. A propos Niederschlag. Während sich bei einsetzendem Nieselregen die Spieler von den Nachbarplätzen in das kuschelige Clubhaus begaben, hielten mein Gegner und ich tapfer durch und ließen uns von den wenigen Tropfen nicht beirren. Und wir erhielten Lob von einem Zuschauer. "Ihr seid zum Glück nicht so weich wie die an­deren Spieler und haltet durch", schallte es uns entgegen. Da kam mal wieder das Vorurteil durch, dass sich Tennisspieler bei jedem kleinen Regenguss und leisen Geräusch in ihrer Konzentration gestört fühlen. Manchmal vielleicht nicht ganz zu unrecht...

Nach wenigen Minuten und nachlassendem Niederschlag ka­men die anderen Racket­Schwinger auf ihre Plätze zurück. Und am Ende sprangen auch noch Siege im Einzel, Doppel sowie mit der Mannschaft heraus - und das, obwohl ich nicht wirklich im Training hin. Das zeigte mir auch das, was sich in den vergangenen Jahren schon angebahnt hat: Das Niveau im Tennis-Sport hat ziemlich nachgelassen. Mit dieser Leistung hätte ich vor einigen Jahren in der Verbandsklasse wohl keinen Stich gesehen. Aber die Boom-Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf sind vorbei. Der "Weiße Sport" ist bei Kindern nicht mehr wirklich in" und Nachwuchs kommt nur sehr wenig nach.

 

 

Ein etwas anderer Standpunkt zum Tennis im Freien…

von Michael Bahlmann

(Kreispressewart NTV Kreis Vechta - teilweise abgedruckt in der OV vom 21.05.2009)


… das Henrik Zein sein 6:0 und 6:0 Einzel bei leichtem Nieselregen schnell zu Ende gespielt hat ist löblich. Nichts desto trotz hat es bei Spielabbrüchen im Nieselregen nichts mit dem "Weich-Ei-Syndrom" von einzelnen Tennis-Spielern zu tun, sondern mit praktischen Erwägungen. Die rote Asche wird bei zunehmender Nässe sehr rutschig und schlammig. Da Tennisspieler auf Asche nicht mit Spikes spielen dürfen, kann ein Weiterspielen zu Verletzungen führen und zudem noch den Platz für nachfolgende Spiele unbespielbar machen. Auch saugen sich die gelben Filzbälle sehr mit Wasser voll. Der Ball springt dann kaum noch hoch. Also alles nicht vergleichbar mit anderen Sportarten.
In wie weit die Leistungsdichte bzw. das "Niveau" in der Region des Heimatvereins von Henrik Zein nachgelassen hat mag von hier aus nicht beurteilt werden. Ob es in unserer Region nachgelassen hat aber sehr wohl. Als langjähriger Vereins- und Kreispressewart und selbst Spieler einer Herrenmannschaft denke ich, dass es im Wesentlichen auf die zugeordnete Staffel ankommt in der die Mannschaft spielt. Im Bereich nördliches Niedersachsen gibt es eine Vielzahl starker Verbandsklassen im Herren und Damenbereich.
Sicherlich ist der ständig angeführte Boris Becker und Steffi Graf Boom vorbei. Doch der Mitgliederschwund gilt für fast alle Sportarten. Im Ergebnis kommt es darauf an, wie ein Verein damit umgeht. Ob das einzelne Vereinsmitglied und der Vorstand an einem Strang ziehen und sich aktiv um die Mitgliederwerbung bemühen. Neue Mitglieder fallen nicht vom Himmel. Veraltete Strukturen müssen aufgebrochen werden. Ich bin der Meinung, dass nach wie vor Kinder für den Tennissport begeistert werden können. Dies zeigen beispielhaft die Neuaufnahmen des TV Visbek und des TV Lohne aus den vergangenen Schnupperkursen im März und April. Allein diese beiden Vereine konnten fast 40 Kinder neu in ihren Trainingsbetrieb integrieren. Somit haben allein diese beiden Vereine nahezu 400 Kinder und Jugendliche im Training. Viele andere Vereine des Tenniskreises Vechta stehen diesen Umfängen nur wenig nach. Diese intensive Jugendarbeit im NTV Kreisverband Vechta macht sich denn auch überregional bezahlt. Tolle Erfolge konnten Jüngste und Jugendliche unseres Kreises in ganz Deutschland erzielen. In so weit zeigt sich, dass der weiße Sport bei Kindern doch noch "in" ist, wenn man sich kümmert.
Grundsätzlich stellt sich im Sport jedoch die Frage: wie hoch hängt man die Messlatte? und was ist die Gesellschaft bereit dafür zu tun? Ist ein Halbfinaleinzug von Daniel Brands beim ATP Turnier in München nicht auch toll?" Heut zu Tage ist es um Längen schwerer Profi in einer Individualsportart zu werden. Allein die Kosten und der Zeitaufwand, den Verein, Eltern und Betreuer ohne Garantie auf Erfolg beizusteuern haben, damit ein junger Sproß über alle Hürden hinaus bis zur Entscheidung Profi Ja oder Nein hin geführt werden kann, sind immens. Vereine können aufgrund ihrer eigenen hohen Belastungen in der Regel ebenfalls nur geringfügig unterstützen. Viele mittlere Vereine sind an solchen Versuchen bereits finanziell gescheitert. Sponsoren sind rar und treten, wenn überhaupt meistens erst in der Profiphase auf den Plan. Ob es dann als junger Profi klappt und zu recht auf eine andere berufliche Chance verzichtet worden ist, bleibt auch im Anschluss noch abzuwarten. Dieses Risiko stellt sich im heutigen beruflichen Umfeld bei allen Individualsportarten. Wie gesagt, die gesellschaftliche Förderung und vor Allem Finanzierung von Individualsportarten ist schwierig geworden. Deutsche Profis mit super Ergebnissen werden nur noch am Rande wahrgenommen, Sponsoren für Vereine, Talente oder "Halbprofis" sind i.d.R. weit weg. Viele Vereine werden unter der Kostenlast erdrückt, müssen Beiträge anheben und verlieren auch deshalb Mitglieder. Vereine mit eigenen, aus Mitgliedsmitteln teuer finanzierten Hallen sind neuerdings Umsatzsteuerpflichtig auf die Gebühren, die Mitglieder für die Nutzung ihrer eigenen Halle zur Trägerschaft entrichten usw. Das Problem ist vielfältig geworden. Zugpferde wie große Weltmeisterschaften z.B. beim Fußball, sind bei den Individualsportarten leider nicht in Sicht, zu Mindest nicht auf deutschem Boden. Zudem hat sich natürlich auch die Qualität des Sports deutlich verändert. Die körperlichen, koordinativen und technischen Anforderungen an den einzelnen Sportler sind erheblich gestiegen. Hier können Leistungszentren wie der NTV Stützpunkt in Hannover, der z.B. Tennis und Schule vereint, ein Weg sein. Den Vereinen hilft dies jedoch nur wenig. Um einen aktiven Verein den notwendigen Nährboden zu schaffen neue Mitglieder, insbesondere Familien werben zu können, kommt es auch auf eine positive und nicht verallgemeinernde Resonanz, auch in der Presse, an. Sportarten können nämlich auch "tot geschrieben" werden.

 

Thema des Tages vom ARAG World Team Cup in Düsseldorf

von Angela Bern

(Sport-Informations-Dienst)
 

Prioritäten

Düsseldorf (SID) Die deutsche Tennis-Nationalmannschaft hat beim ARAG World Team Cup das Finale erreicht. Routine, Erfahrung und die jugendliche Unbekümmertheit eines gebürtigen Russen weckten für einen wunderbaren kurzen Moment Erinnerungen an eine goldene Zeit, als Erfolge wie dieser an der Tagesordnung waren.
Auch im einst so stolzen Deutschen Tennis Bund (DTB), dem im Überlebenskampf das Wasser deutlich weiter als nur bis zum Hals steht, mag man angesichts jubelnder Spieler und begeisterter Zuschauer auf gut gefüllten Tribünen an bessere Tage gedacht haben. Als die Tagesschau weichen musste, als nächtelang durch gesendet wurde, als das omnipräsente Fernsehen Millionen in die heute gähnend leeren Verbandskassen spülte.
Anno 2009 setzt das Fernsehen andere Prioritäten. Verständlich, schließlich lässt sich mit deutschen Tennissiegen schon lange nicht mehr verlässlich planen. Der gastgebende WDR zeigt am Finaltag zwar bewegte Bilder aus dem Rochusclub, doch mittendrin bedient er den Marktführer Fußball. Fortuna Düsseldorf - auch ein großer Name mit ruhmreicher Vergangenheit, der um eine bessere Zukunft kämpft und am Samstag in die zweite Bundesliga
aufsteigen will. Der WDR zeigt das entscheidende Spiel live und in voller Länge.
Dass genau in dieser Zeit deutsche Tennisspieler in einem Finale um einen WM-Titel kämpfen, konnte nun wirklich niemand ahnen. Deshalb ist Kritik unangebracht, das Fernsehen folgt den Bedürfnissen des Marktes. In diesem Markt müssen sich die Sportart Tennis und ihre Protagonisten erst wieder etablieren.

 

 

wie angeblich angesagt muss eine Sportart sein, dass Sportler es Wert sind angemessen wahrgenommen zu werden?

von Michael Bahlmann

(Kreispressewart NTV Kreis Vechta)

 

soviel zu Prioritäten der Medienindustrie

 

Sind Halbfinaleinzüge deutscher Tennissportler bei internationalen ATP-Turnieren nicht tolle Leistungen? Ist der aktuelle Sieg von Anna-Lena Grönefeld über die Ex-Nr. 1 der Welt Mauresmo in Frankreich nicht auch super?
Das öffentlich rechtliche Anstalten ihre Prioritäten anders setzen als einen Finaleinzug bei einer Mannschaftsweltmeisterschaft zu übertragen ist befremdlich. 2 Bundesliga Fußball statt Kiefer und Co. gegen Serbien. Etwas seltsam, dass hier keine ausreichende Flexibilität an den Tag gelegt werden kann. Kritik ist unangebracht? Das sehe ich anders. Tennis ist und war nie planbar. Mittwochs, Samstags, Sonntagsspiele wie in der Bundesliga sind nicht drin. Da hat sich nichts geändert. Geändert hat sich nur, wie mit jungen, nicht so präsenten Top 100 Athleten anstelle von Graf und Becker umgegangen wird. Wenn Medien mit dem DTB oder seiner Führung nichts anfangen können, Missmanagement und gestörte Kommunikation kritisiert wird ist das die eine Seite. Einen der größten Sportverbände Deutschlands, der insbesondere mit seinen angeschlossenen kleinen Vereinen viel für das politisch propagierte Konzept "Holt die Kinder von den Straßen" tut, medienwirksam verhungern zu lassen ist die andere Wahrnehmung. Wo haben Medien, insbesondere das Fernsehen, jemals Jugendturniere etc. gefördert bzw. übertragen? Wo wurde die deutsche Tennisbundesliga gezeigt? Einen Finaleinzug eines deutschen Jugendlichen bei den Australien-Open hat es medienwirksam nicht gegeben. Wäre es nicht interessant gewesen dieses Finale im letzten Jahr zu übertragen? Nun, Tennis ist und bleibt eine unplanbare Individualsportart.

Zudem können Talente nicht gezüchtet werden. Angemessene Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden. Hier müssen alle an einen Tisch. Der DTB, die Politik und die Medienindustrie, insbesondere die öffentlich rechtliche, deren primäre Aufgabe es ist alle sportlichen Bereiche, nicht nur die gerade angesagten, angemessen (ich denke eine vollständige Übertragung eines WM-Finals wäre angemessen gewesen) zu bedienen. Tennis muss aus den Negativschlagzeilen heraus. Viele unbekannte Sportler, Vereine und Kreise jedenfalls übernehmen derzeit ehrenamtlich viel des notwenigen positiven Engagements. Hier halten sich in der Tat andere gesellschaftliche Gruppierungen zunehmends zurück. Wie bei vielen anderen Individualsportarten übrigends auch

 

     
   
 

.